“Wie wüste und leer aber das Land durch die Greuel des Dreißigjährigen Krieges
geworden sein muß, läßt sich daraus abnehmen, daß bald darnach die Wölfe wieder eine
Plage wurden.
Das Amt Rotenburg befahl am 17.Dezember 1659, daß Wolfs-Jagden abgehalten
würden. Die Bauern und Köthner des Kirchspiels Neuenkirchen mußten bei 5
Reichthalern Strafe mit Gewehr und Proviant auf 3 Tage versehen sich bei Abbendorf
stellen und auf dieWolfsjagd ziehen.
Auch am 25.September 1666 und am 11. Juli 1667 wurden solche Wolfsjagden von
Obrigkeitswegen veranstaltet.
Man jagde die Wölfe mit Wolfs-Netzen. Am 27.Februar 1696 befahl die Regierung,
daß die Amtseingesessenen Lieferungen zur Herstellung von Wolfs-Netzen machten.
Die Amtsvögte bestellten also die Bevollmächtigten der Dörfer zur Berathug dieser
Sache. Sie erklärten, Geld sei zu diesem Zweck früher niemals gegeben., sondern jeder
Hof habe ein Pfund Hanf geliefert. Es mußten dann 1698, 1699, 1700 und 1703 jeder
Hof des Amts 2 Pfund und jeder Pflug- oder Brinkköthner und Beibauer 1 Pfund Hanf
zu Wolfs-Netzen liefern. Die Vogtei Schneverdingen-Neuenkirchen trug 1699 dazu 152
Pfund bei und das ganze Amt Rotenburg 676 Pfund. Der Hanf wurde an Macke in
Stade geliefert, der daraus Wolfs-Netze fabrizierte. Derselbe Befehl erging wieder 1710
und 1724.
Die meiste Noth von Wölfen litten Ahausen, Sottrum, Kirchwalsede und
Visselhövede. Die letzte amtliche Wolfsjagd wurde 1724 gehalten. Einzelne Wölfe kamen
aber noch später immer wieder vor.
Anno 1764 wurde eine Schußprämie von 500 Reichthaler (!) dafür ausgesetzt. Ein
Wolf wurde 1764 in Barrl geschossen. Sogar noch 1872 wurde in einem Holz bei
Wardböhmen ein großer Wolf geschossen.
Also erzählen noch jetzt, 1897, alte Leute in Schwalingen, sie hätten in ihrer
Jugendzeit erzählen hören: Man habe hier früher von Wölfen viel zu leiden gehabt,
besonders in Winterzeiten.
Hinter Cohrs Hause (Cohrs-Hof, Schwalingen No.6) hätten die Pferde auf der
Weide gegrast. Da hätten die Leute vom Stubenfenster aus gesehen, wie mehrere Wölfe
gekommen und die Pferde vor ihnen weggelaufen wären.
Ein Pferd aber, ein alter Fuchs, wäre geblieben, hätte den Kopf zwischen die Beine
gesteckt und hinten und vorn ausgekeilt. Da sei ein Wolf an den Graben gelaufen, hätte
das Maul voll Wasser genommen und das dem Pferde in die Augen gespritzt. Da hätte
das Pferd den Kopf hoch genommen und augenblicklich wäre ihm der Wolf an die Kehle
gesprungen und sie hätten es zerrissen ...”
(aus “Die Geschichte des Kirchspiels Neuenkirchen im Kreise Soltau”, von Wilhelm Wittkopf, 1897)
Die letzten Wölfe
in Schwalingen und Umgebung.